Das Fegfeuer25.Mai 1968
Meine geliebte Tochter, die Lektion, die Ich dir erteilen werde, wird ein Argument behandeln, das alle als von wenig Wichtigkeit beurteilen, das aber in Wirklichkeit sehr grosse Bedeutung hat.
Ich werde mit dir über das Fegfeuer sprechen, über jenen Ort, wohin sich die Seelen der Verstorbenen begeben müssen, um gereinigt zu werden, bevor sie in den Himmel einziehen, wohin niemand gelangen kann, der nicht ganz rein ist.
Erinnerst du dich des Gleichnisses des Evangeliums von jenem Geladenen, der ohne hochzeitliches Kleid befunden wurde. Nun gut, ins Paradies hat Eintritt nur der, dessen Kleid glänzend rein ist, von dem das weisse Taufkleid, das der Priester dem Neugeborenen bei der Taufe übergibt, nur ein schwaches Abbild ist.
Da die Seelen selten in der Taufunschuld sterben, müssen sie diese am Reinigungsorte von neuem erwerben.
Ein Akt vollkommener Reue würde an sich genügen, um der Seele jenen Glanz wieder zu geben, durch welchen sie sofort nach dem Tode in die Umarmung Gottes fliegen könnte; aber es ist schwierig, einen so tiefen Schmerz zu empfinden; deshalb müssen gewöhnlich alle durch das Fegfeuer gehen.
Gott ist nötig
Du wirst Mich fragen: «Was ist das Fegfeuer?» Es ist sehr schwierig, es dir zu erklären. Du müsstest verstehen können, was Gott für eine Seele bedeutet, um zu erfassen, welche Strafe es ist, fern von Gott zu sein, auch wenn es nur vorübergehend ist.
Stelle dir vor, dass Gott der Seele so nötig ist, wie die Luft für deine Lungen unentbehrlich ist.
Du kennst gewisse Krankheiten, die der Person, die davon befallen ist, eine Art Erstickungsanfälle bereiten, wie z. B. das Asthma. Gerade dies kann dir eine, wenn auch blasse Idee geben von einer der Qualen, die im Fegfeuer die Seele am meisten bedrängen.
Solange ihr in der Hülle befangen seid, die ihr Körper nennt, ist die Seele wie unempfindlich dem Rufe Gottes gegenüber; aber sobald sie befreit ist von den Banden, die sie an die Erde binden, möchte sie im Fluge zu Gott eilen; der Gedanke, Ihn zu entbehren, wird für die Seele zur unbeschreiblichen Qual.
Alle anderen Strafen, die die Seelen für ihre besonderen Fehler verbüssen müssen, sind, im Vergleiche zur ersten Qual, zweitrangig. Das reinigende Feuer, in das die Seelen getaucht sind, wird insbesondere jene Teile des Körpers quälen, die Ursache zur Sünde waren.
Ich habe dir vom Körper gesprochen; obwohl er auf der Erde zurückgelassen wird, werden die Seelen das Gefühl haben, ihn noch zu besitzen, damit er an der Strafe, die der Herr der Seele auferlegt hat, teilhaben kann.
Akt der Gerechtigkeit
Dies ist auch ein Akt der Gerechtigkeit von seiten Gottes, weil das Fegfeuer nach dem letzten Gericht nicht mehr existieren wird und der Körper, der mit der Seele gesündigt hat, unbestraft bliebe.
Sofort nach dem Tode fliegt die Seele spontan in diesen Reinigungsort. Sie könnte es nicht ertragen, auch nur mit dem kleinsten Flecken vor Gott zu erscheinen, und sie möchte das Fegfeuer nicht verlassen, bevor ihre Reinheit jenes Ortes würdig ist, wo Gott, umgeben vom Himmlischen Hof, regiert in Heiligkeit und Vollkommenheit.
Der einzige Trost für die Seelen, die im Gefängnis der Reinigung leiden, ist die Hoffnung, dass sie es eines Tages schliesslich werden verlassen können. Diese Seelen vermögen nichts zu tun für sich selbst, während sie euch, die ihr noch im Exil lebt, helfen können.
Sie verschwenden gewiss. ihre Zeit nicht. Sie verbringen sie, um Gott zu lieben und jenen Menschen zu helfen, mit denen sie ein geistiges oder natürliches Verwandtschaftsband verband und jenen, die ihnen geholfen haben,
sich zu retten. Vor allem aber helfen sie jenen, die, indem sie für sie beten, flehen, dass ihnen durch sie geholfen werde.
Du verstehst sofort, weiche Wichtigkeit das Gebet für diese Seelen hat: während es ihnen Trost und Hilfe gibt und ihre Befreiung beschleunigt, erlangt es euch von Gott Gnaden und besondere Gunsterweise.
Zweifellos wird Gott diese Gunsterweise gewähren, weil die Begegnung dieser Seelen mit Ihm beschleunigen, Ihm eine grosse Freude verschaffen heisst.
Niemand denkt an sie
Es gibt Seelen, die seit sehr vielen Jahren im Fegfeuer leiden. Niemand denkt an sie, vielleicht weil auch sie selbst im Leben nie daran dachten, anderen zu helfen. Es ist daher ein grosser Liebesdienst, ihnen und Mir gegenüber, ihre Befreiung zu beschleunigen.
Damit du besser verstehst, wie sehr du daran interessiert sein solltest, für diese Seelen zu beten, die unbeschreibliche Qualen erleiden, will Ich dir ein kleines Beispiel geben. Hast du schon gesehen, wie in gewissen öffentlichen Anstalten, z. B. in den Spitälern, Schriften aufleuchten, wenn ein Kranker klingelt?
Nun gut, denk daran, dass jedesmal wenn du für die Armen Seelen etwas aufopferst, das ihnen helfen kann, sie die Gabe sofort vergelten: es ist, als liessen sie die Schrift aufleuchten: «Gott», indem sie Ihn um Hilfe bitten für die Seele, die ihnen Gutes getan hat.
Wie kannst du den Seelen im Fegfeuer helfen? Auf tausend Arten.
Du kannst für sie die Verdienste deiner guten Werke aufopfern, deine Opfer, deine Almosen, deine Gebete. Aber das Gebet und das Opfer, das ihnen am meisten hilft und ihr Los erleichtert, ist das Opfer der heiligen Messe, da es Mein dem Vater für sie dargebrachtes Opfer ist.
Bedenke aber auch, dass dieser Liebesdienst, den du tun kannst, solange du auf Erden bist, auch eine Pflicht der Gerechtigkeit ist.
Vielleicht schmachten im Fegfeuer Vater und Mutter, die von ihren Kindern im Leben vernachlässigt wurden. Dies ist die beste Art und Weise, die Schuld gutzumachen.
Vielleicht leiden geweihte Personen, besonders Priester, weil sie zu nachsichtig waren mit ihren Beichtkindern, oder weil sie die hl. Messe abgekürzt oder mit zu grosser Eile gefeiert haben, um die Gläubigen nicht zu langweilen.
Vielleicht handelt es sich um Personen, die durch zuviel Nachsicht und zu natürlicher Güte gesündigt und dadurch das Gesetz Gottes verletzt haben.
Pflicht der Gerechtigkeit
Nun gut, es ist Pflicht der Gerechtigkeit, ihnen zu helfen und sie zu befreien, und ihr könnt und sollt es machen. Höre auf den Schrei, den sie an dich richten: «Habt Erbarmen mit uns, ihr, die ihr uns helfen könnt.» Sei nicht taub ihren Bitten gegenüber.
Du siehst sie nicht, Ich weiss es, und darum vergissest du sie; aber wenn du Glaube hast, musst du an Meine Worte glauben und nicht zweifeln, dass, wenn Ich im Evangelium gesagt habe, dass ihr für ein Glas Wasser, das ihr aus Liebe zu Mir dem Dürstenden gereicht habt, belohnt werdet, Ich dir für diese Liebesdienste für Meine Freunde reiche Belohnung geben werde.
Bitte Meine Mutter jeden Tag, damit Sie in dieses dunkle Gefängnis hinabsteige, um die Seelen zu befreien, die Sie im Leben am meisten liebten und sei sicher, dass deine Bitte von Ihr mit Freude erhört und mit Grossmut zurückbezahlt wird.